„A body freed from nervous tension and over-fatigue is the ideal shelter provided by nature for housing a well-balanced mind that is always fully capable of successfully meeting all the complex problems of modern living.”
Pilates
Der Deutsche Joseph H. Pilates mit griechischen Wurzeln hat seine ursprünglich ‚controllogy’ genannte Trainingsmethode aus eigener Lebens- und Trainingserfahrung sowie verschiedenen äußeren Einflüssen entwickelt: in jungen Jahren sehr krank und schwach, hat er sich selbst durch Yoga und Schwimmen gesund und fit entwickelt, bis er als Profisportler zum Boxen nach England gehen wollte. Interniert durfte er andere an seinem eigenen Training teilhaben lassen, engagierte sich aber auch in der Rehabilitation der Verletzten im Lazarett. Dessen Betten wurden später die Vorlage für seinen ‚Reformer’. Weiteren Einfluss auf seine Trainingsmethoden hatte seine Ehefrau, die er als Krankenschwester auf der Überfahrt in die USA kennenlernte. Seinen Durchbruch erzielte er schließlich mit einem Profitänzer aus dem Ballett der New York Opera, wo er im Souterrain mit einem Übungsraum eingemietet war.
So verschieden die Einflüsse, so unterschiedlich das Angebot: gemeinsam kennzeichnend für die Pilates-Methode habe ich gesammelt: die permanent pustende oder zischende Ausatmung über die sog. Lippenbremse, das Halten der Beckenbodenmuskulatur in etwa 2/3 Anspannung über den gesamten Übungszeitraum von ca. 45 – 60 Minuten, (was übrigens dem Mulabandha aus dem Yoga entspricht), das permanente einwärts und leicht aufwärts Ziehen des Nabels (was dem Udhyana Bandha aus dem Yoga exakt entnommen ist) und das Schließen und Abwärtsziehen des Rippenbogens. Dies ist ein großer Unterschied zum Yoga. Insgesamt bezeichnet man diese Konzentrierung der Muskeln in der unteren Rumpfhälfte als power house. Für die Aufrichtung der oberen Rumpfhälfte und deren Stabilität legt man die Schulterblätter bewusst an und zieht sie abwärts Richtung immaginäre Gesäßhosentaschen, Schulter- und Hüftgelenke bilden eine lotrechte Linie: fertig ist die sog. Pilates Box.
Für die Atmung habe ich in meiner Trainerausbildung gelernt, in die Anstrengung EINzuatmen, um den Trainingseffekt insbes. auf die Zwischenrippenmuskeln zu erhöhen, aber auch die gegensätzliche Auffassung habe ich im Fachaustausch auf Weiterbildungen schon genauso überzeugend dargelegt bekommen. Pilatesübungen haben eher wenige Wiederholungen, damit man in der konzentrierten Aufmerksamkeit nicht nachlässt. Darüber hinaus ist die Herausforderung an die Koordination hoch. Insofern kann man von einer ganzheitlichen Methode sprechen, die Hemisphären und Körperhälften gut vernetzt.
Vielen Menschen reicht dieses konzentrierte körperliche Üben aus, da die Atmung sie nachher entspannt fühlen lässt und der Geist einmal nicht mit dem Alltag befasst ist. Insbesondere Rückenschmerzen verschwinden zunehmend, eine gute Haltung wird eingeübt, tiefe Bauchorgane freuen sich über die erhöhte Muskelspannung, die sie besser stützt. Garantiert sind dies viele positive Effekte auf einmal und dafür relativ wenig Aufwand! Die Regelmäßigkeit macht es!
Wer sich nicht tiefergehend mit sich selbst befassen möchte, ist daher auf jeden Fall in Pilates goldrichtig. Wer jedoch weiter zu seiner Seele vordringen und den Geist als machtvolles Instrument kennenlernen will, vielleicht sogar als einen Weg zur Heilung ungesunder Angewohnheiten und Denkweisen, der landet irgendwann beim YOGA.